Basisempfehlungen zum Tierschutz in der Aquakultur

Viele der Aquakulturpraktiken, wie Transport, Handling, Fütterungstechniken, Anwesenheit von Personal und Besatzdichten, sind potenzielle Auslöser von akuten und chronischen Stressreaktionen.

Maria Filipa Castanheira, PhD, Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN): Fischwohl in der Aquakultur

1. Wasserqualität

Das Wasser ist der umfassende Lebensraum eines Fisches. Alle Bedürfnisse werden darin befriedigt und alle Lebensäußerungen finden darin statt. Daher ist die Qualität des Wassers von entscheidender Bedeutung. Sie sollte stets im optimalen Bereich gehalten werden.

Die Wasserqualität in einer Aquakultur kann jahres- und tageszeitlichen Schwankungen unterliegen und wird zudem durch die Durchflussmenge, die Besatzdichte und die Fütterung stark beeinflusst.

2. Tierartgerechte Fütterung

Futtermittel müssen artgemäß und hochwertig sein und über alle notwendigen Nährstoffe verfügen, die zum Wachstum und Aufbau eines guten Immunsystems und einer stabilen Gesundheit erforderlich sind.

Die Fütterungsweise und Fütterungsfrequenz müssen zudem so gewählt sein, dass alle Fische gleichermaßen Zugang zum Futter haben und dass Konkurrenzverhalten vermieden wird, welches zu Stress und Verletzungen führen kann.

3. Umgang mit dem Fisch (Handling)

Viele Maßnahmen in der Aquakultur, wie bspw. das Abfischen, Wiegen oder Sortieren, sind mit einem Handling der Fische verbunden. Sie sind zumeist unvermeidbar und gehen mit Stress für die gehaltenen Tiere einher. Jedes Handling sollte daher selten, zügig und – womöglich – im Wasser erfolgen.

Fischpumpen oder automatische Sortier- und Waagesysteme ziehen in der Regel weniger Stress für einen Fisch nach sich als ein vermeidbares Handling.

Bei Fischen bedrohen chronische Stresszustände das Immunsystem dramatisch und schaffen pathologische Zustände, die nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen sind.

Dr. Leonor Galhardo, Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN): Fischwohl in der Aquakultur

4. Transport

Grundsätzlich verursacht jeder Transport für Tiere in Aquakultur Stress und sollte nach Möglichkeit ganz vermieden oder so kurz wie möglich gehalten werden.

Selbst in tierschutzgerecht bewässerten und belüfteten Transportbehältnissen muss die Dichte der Tiere so gewählt sein, das Stress und eine Verschlechterung der Wasserqualität so gering wie möglich ausfallen.

5. Artspezifische Betäubung und Schlachtung

Im Sinne des Tierschutzes darf ein Fisch grundsätzlich nur nach einer wirksamen Betäubung geschlachtet werden.

Die Betäubungsmethode muss gesetzlich zulässig sein, ihre Wirksamkeit für die betreffende Tierart als wissenschaftlich erwiesen gelten und die Betäubung muss fachgerecht durchgeführt werden. Die Schlachtung muss unmittelbar nach der Betäubung und vor Wiedererlangen des Bewusstseins erfolgen.

Die Basisempfehlungen liegen in 12 Sprachen vor und können hier heruntergeladen werden.